Wenn du dir die Zins-Situation auf deinem Sparkonto ansiehst, kommt dir das sicher bekannt vor: Monat für Monat dümpelt dein Erspartes vor sich hin, während die Preise für Miete, Einkäufe und Freizeit stetig steigen.

In der Schweiz, wo der traditionelle Sparsinn tief verwurzelt ist, fühlen wir uns oft machtlos gegen die Inflation. Es ist, als würde man auf der Stelle treten, während das Ziel – finanzieller Wohlstand – immer weiter entfernt scheint.
Aber es gibt einen Weg, wie du dein Geld nicht nur vor dem Wertverlust schützt, sondern es aktiv für dich arbeiten lässt. Gerade für uns Schweizer sind ETFs (Exchange Traded Funds) eine unglaublich attraktive Lösung. Sie sind kostengünstig, transparent und, was besonders wichtig ist, sie bieten erhebliche steuerliche Vorteile, die in unserem Land einzigartig sind.
Dieser Artikel ist dein einfacher und verständlicher Guide. Ich werde dir nicht nur erklären, was ein ETF ist, sondern dir auch zeigen, wie du sie gezielt für deinen langfristigen Vermögensaufbau nutzen kannst. Es ist Zeit, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Was ist ein ETF?
Stell dir vor, du möchtest in den Schweizer Aktienmarkt investieren, aber statt die Zeit zu haben, Hunderte von einzelnen Firmen wie Nestlé, Roche oder Novartis zu analysieren und zu kaufen, möchtest du mit einem einzigen Kauf an allen teilhaben. Genau das macht ein ETF, oder Exchange Traded Fund.
Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds. Seine Aufgabe ist es, einen Index so genau wie möglich nachzubilden. Das bedeutet, wenn du in einen SMI-ETF investierst, besitzt du automatisch Anteile an den 20 grössten Schweizer Unternehmen, die im SMI enthalten sind. Der Wert deines ETF steigt und fällt mit dem gesamten Index.
Um es noch einfacher zu machen: Denk an einen ETF wie an einen grossen Warenkorb. Wenn du nur Äpfel kaufen würdest, wärst du sehr abhängig von der Apfelernte. Ein ETF ist wie ein ganzer Obstkorb, gefüllt mit Äpfeln, Birnen, Orangen und Bananen. Wenn die Apfelernte mal schlecht ausfällt, wird das durch die guten Ernten der anderen Obstsorten ausgeglichen.
Auch in der Schweiz sind ETFs alles andere als eine Nischenerscheinung. Die SIX Swiss Exchange ist der zentrale Handelsplatz für ETFs in unserem Land. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der gelisteten ETFs auf über 1500 angewachsen – ein klares Zeichen dafür, wie beliebt und zugänglich diese Anlageform geworden ist.
Vorteile von ETFs für Schweizer Anleger
ETFs sind für uns Schweizer Anleger aus mehreren Gründen eine der klügsten Investitionsmöglichkeiten. Sie lösen viele der Probleme, die traditionelle Anlageformen mit sich bringen.
1. Risikostreuung durch Diversifikation
Das grösste Risiko, das du als Anleger hast, ist, dein Geld auf eine oder nur wenige Aktien zu setzen. Wenn die Firma Pleite geht, ist dein Geld weg. Ein ETF löst dieses Problem, indem er dein Risiko automatisch streut. Ein ETF, der den MSCI World abbildet, investiert beispielsweise in über 1’500 Unternehmen in 23 Industrieländern. Geht eine davon bankrott, merkst du das in deinem Portfolio kaum. Dein Risiko ist minimiert, da du auf die gesamte Weltwirtschaft setzt und nicht auf einzelne Unternehmen oder Länder.
2. Maximale Kosteneffizienz
Dies ist der wahrscheinlich wichtigste Punkt, um deine Rendite langfristig zu sichern. Traditionelle, aktiv gemanagte Fonds verlangen oft jährliche Gebühren von 1.5 % bis 2 % des Anlagebetrags. ETFs sind passiv, sie bilden nur einen Index nach, was sie extrem kostengünstig macht. Die jährlichen Kosten, die Total Expense Ratio (TER), liegen bei vielen ETFs zwischen 0.04 % und 0.49 %.
Was bedeutet das in Franken? Stell dir vor, du investierst CHF 100’000 in einen aktiv gemanagten Fonds mit 2 % TER und in einen ETF mit 0.2 % TER. Über 30 Jahre sparst du durch die tieferen Kosten des ETFs alleine schon über CHF 52’500. Dieses Geld bleibt in deinem Portfolio und arbeitet weiter für dich.
3. Passives Einkommen
ETFs zahlen wie Aktien auch Dividenden aus. Diese Gewinnausschüttungen sind eine zusätzliche Einkommensquelle, die das Fundament deiner Rendite stärken kann. Dabei hast du die Wahl zwischen zwei Arten:
- Thesaurierende ETFs: Diese reinvestieren die Dividenden automatisch. Das ist ideal für dich, wenn du primär auf langfristigen Vermögensaufbau durch den Zinseszinseffekt aus bist.
- Ausschüttende ETFs: Diese schütten die Dividenden direkt auf dein Broker-Konto aus. Das kann psychologisch motivierend sein, da du siehst, wie dein Geld für dich arbeitet und regelmässig Erträge liefert.
4. Steuervorteile in der Schweiz
Die Schweiz hat einen entscheidenden Vorteil, der ETFs so attraktiv macht: Kursgewinne aus dem Verkauf von ETFs sind in der Regel steuerfrei, sofern du nicht als professioneller Händler giltst. Die Dividenden, die du erhältst, sind jedoch einkommenssteuerpflichtig. Dies ist ein wichtiger Unterschied zu Ländern wie Deutschland, wo auch Kursgewinne besteuert werden.
Dein Anlagestrategie sollte dies berücksichtigen: Während beide ETF-Arten (thesaurierend und ausschüttend) dir beim langfristigen Vermögensaufbau helfen, gibt es hier einen steuerlichen Aspekt zu beachten.
Wie man ETFs in der Schweiz kauft
Nachdem du die Theorie verstanden hast, geht es jetzt an die Praxis. ETFs kaufst du über einen Online-Broker. Die Wahl des richtigen Anbieters ist entscheidend, da die Kosten deine Rendite langfristig massiv beeinflussen können.
- Die richtige Brokerwahl: Du hast die Wahl zwischen Schweizer Brokern wie Swissquote oder Saxo Bank und internationalen Anbietern, die auch den Schweizer Markt bedienen. Schweizer Anbieter punkten oft mit exzellentem Kundenservice, der die lokalen Gegebenheiten kennt. Internationale Anbieter können manchmal günstiger sein, aber achte hier genau auf die Konditionen und den Support.
- Der Mindestanlagebetrag: Denk daran, dass jeder Kauf und Verkauf Gebühren verursacht. Wenn du nur CHF 50 pro Monat investierst, können die Gebühren einen grossen Teil deiner Rendite auffressen. Für einen kosteneffizienten Start ist es ratsam, mit einem Mindestbetrag von ca. CHF 1’500 zu beginnen und danach einen regelmässigen Sparplan einzurichten.
Die praktischen Schritte sind sehr einfach: Zuerst eröffnest du online ein Konto. Dafür brauchst du einen Ausweis und ein paar Minuten Zeit. Dann überweist du Geld auf dein neues Broker-Konto. Von dort aus kannst du auf Börsenplattformen wie der SIX Swiss Exchange direkt die ETFs kaufen.
Risiken und Dinge, die man beachten sollte
Auch wenn ETFs eine der sichersten und transparentesten Anlageformen sind, sind sie nicht ohne Risiko. Es ist wichtig, diese Risiken zu verstehen und richtig einzuschätzen.
- Das Marktrisiko: Ein ETF bildet immer einen Index ab. Steigt der Index, steigt auch der Wert deines ETFs. Fällt der Index, fällt auch der ETF. Das Marktrisiko ist der Grund, warum langfristiges Denken so wichtig ist: In der Vergangenheit haben sich die Märkte immer von Rückschlägen erholt.
- Komplexe Produkte meiden: Halte dich als Anfänger von komplexen Produkten wie Short- oder Leverage-ETFs fern. Diese sind nicht dazu gedacht, langfristig Vermögen aufzubauen, sondern spekulieren auf kurzfristige Kursschwankungen. Für dich als langfristiger Anleger sind sie nicht relevant.
- Sicherheit in der Schweiz: Achte darauf, ETFs zu wählen, die physisch replizierend sind. Das bedeutet, dass der ETF die tatsächlichen Aktien des nachgebildeten Index kauft. In der Schweiz sind diese Produkte sehr beliebt und gelten als sicher und transparent.
Beliebte ETF-Optionen für Schweizer Anleger
Jetzt, da du die Grundlagen kennst, fragst du dich wahrscheinlich, welche ETFs du überhaupt kaufen sollst. Die Auswahl ist riesig, aber die meisten Anleger kommen gut mit einer Handvoll bekannter ETFs aus, die den globalen Markt abbilden.
- Der SMI ETF: Wenn du spezifisch in die 20 grössten Schweizer Unternehmen investieren willst, ist der SMI ETF die erste Wahl.
- Der S&P 500 ETF: Er bildet die 500 grössten US-Unternehmen ab und ist eine gute Möglichkeit, in die Innovationskraft der US-Wirtschaft zu investieren.
- Der MSCI World ETF: Dies ist die Basis vieler Portfolios. Er deckt die grössten Unternehmen aus 23 Industrieländern ab.
- Der MSCI ACWI IMI ETF: Wenn du eine wirklich umfassende Diversifikation willst, ist dieser ETF ideal. Er investiert nicht nur in Industrieländer, sondern auch in Schwellenländer und kleinere Firmen (Small Caps).
Nachhaltigkeit ist ein weiterer Trend, der auch in der Schweiz immer wichtiger wird. Es gibt immer mehr ETFs, die in Unternehmen investieren, die hohe ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance) erfüllen.
Ein wichtiger Punkt für uns Schweizer: Du wirst bemerken, dass viele ETFs in US-Dollar gehandelt werden. Das bedeutet, dass deine Rendite nicht nur von der Kursentwicklung der Aktien, sondern auch vom Wechselkurs abhängt. Ein starker Franken kann deine Rendite schmälern, ein schwächerer Franken kann sie erhöhen.
Fazit & Dein nächster Schritt
Du hast jetzt das Grundwissen, um mit ETFs zu starten. Denke immer daran: Die grössten Vorteile von ETFs sind die Diversifikation, die niedrigen Kosten und die Möglichkeit, passives Einkommen zu generieren – alles mit den zusätzlichen steuerlichen Vorteilen der Schweiz.
Der beste Weg ist immer, klein anzufangen. Probiere es mit einer kleinen Summe aus und richte danach einen monatlichen Sparplan ein. So profitierst du vom Cost-Average-Effekt, der die Schwankungen der Märkte ausgleicht. Disziplin und Geduld sind deine wichtigsten Werkzeuge.
Lass dich nicht von der Fülle an Informationen abschrecken. Du hast jetzt das Fundament. Informiere dich weiter, zum Beispiel auf Blogs wie Finazfluss oder bei Dr. Gerd Kommer. Starte deine Recherche auf Schweizer Plattformen wie der SIX Swiss Exchange oder bei einem Broker, dem du vertraust.
Bereit für den nächsten Schritt?
Wenn du Fragen hast, stelle sie in den Kommentaren! Schau dir die Angebote von Schweizer Brokern wie Saxo Bank, Swissquote oder Yuh an und beginne deine Reise.
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Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Inhalte dienen ausschliesslich der allgemeinen Information. Investitionen in ETFs oder andere Finanzprodukte sind mit Risiken verbunden. Bitte informiere dich individuell oder konsultiere eine professionelle Beratung, bevor du finanzielle Entscheidungen triffst.
