Was wir aus der Geschichte aktiver Fonds lernen können – und warum vergangene Erfolge kein Versprechen für die Zukunft sind.

Einleitung: Warum Fonds mit Top-Performance trügen können
Fonds mit beeindruckenden Renditen ziehen Anleger magisch an. Schließlich sprechen starke Zahlen für Qualität – oder etwa nicht? Die Realität sieht oft anders aus. Wer sich allein auf vergangene Performance verlässt, unterschätzt das Spiel aus Zufall, Marktzyklen und Verkaufsinteressen. In diesem Beitrag zeige ich dir, warum die Jagd nach Fonds mit Top-Performance riskant ist, welche Fallen dabei lauern – und was du als smarter Anleger besser machen kannst.
1. Der blinde Fleck: Survivorship Bias
Beginnen wir mit einem Phänomen, das vielen Anlegern nicht bewusst ist: dem sogenannten „Survivorship Bias“.
Stell dir vor, du betrittst ein Anlageportal und stöberst durch Listen von Fonds. Alles sieht rosig aus – fast alle Fonds zeigen ordentliche bis sehr gute historische Renditen. Klingt vielversprechend. Doch diese Darstellung ist trügerisch.
Was du nicht siehst: All jene Fonds, die in den letzten Jahren kläglich gescheitert sind, wurden stillschweigend geschlossen. Ihre Performance? Aus dem System gelöscht. So entsteht ein verzerrtes Bild: Nur die Überlebenden sind sichtbar – und die sehen zwangsläufig besser aus als die Gesamtmenge.
Ein Beispiel: Zwischen 2006 und 2016 existierten 90 kanadische Aktienfonds. Nach nur zehn Jahren waren 58 davon verschwunden. Ihre schwachen Ergebnisse wurden „ausgebucht“, übrig bleiben die vermeintlichen „Sieger“.
2. Vergangene Performance ist kein verlässlicher Kompass
Viele Finanzvertriebe, Medien und Vergleichsportale setzen stark auf vergangene Renditen als Verkaufsargument. Verständlich – denn Zahlen beeindrucken. Doch was sagen diese wirklich aus?
Zahlreiche Studien zeigen: Die meisten Fonds mit Top-Performance in einem bestimmten Zeitraum verlieren ihren Vorsprung in der Zukunft.
Ein Beispiel: In einem Zeitraum von 15 Jahren (2001–2015) übertrafen nur 20 % aller US-Aktienfonds den Markt. Von diesen wenigen Gewinnern konnten wiederum nur rund ein Drittel ihre Outperformance in den darauffolgenden Jahren fortsetzen. Das bedeutet: Nur etwa 7 % aller Fonds performten in zwei aufeinanderfolgenden Zeiträumen überdurchschnittlich.
Die Konsequenz? Selbst eine mehrjährige Top-Performance ist kaum mehr als ein statistischer Ausreißer – oft getrieben von Glück statt Können.
3. Auch langjährige Erfolgsgeschichten enden
Es gibt Fonds, die über Jahre hinweg spektakuläre Renditen erzielen – und dann abstürzen.
- Der 44 Wall Street Fund glänzte in den 1970er Jahren mit überdurchschnittlicher Performance – nur um im folgenden Jahrzehnt völlig abzustürzen.
- Der Lindner Large Cap Fund schlug 11 Jahre lang den S&P 500 – und wurde dann 18 Jahre lang vom Index deklassiert.
- Bill Millers Value Trust Fund gewann 15 Jahre lang gegen den Markt – und verlor in den darauffolgenden Jahren massiv an Boden.
- Selbst die legendären Tiger Funds (30 % p.a. über 18 Jahre!) verloren binnen zwei Jahren über 10 Milliarden Dollar – und wurden 2000 geschlossen.
Was sagen uns solche Beispiele? Selbst Fonds mit „Track Record“ bieten keine Garantie für die Zukunft.
4. Warum viele Anleger trotzdem auf Performance setzen
Trotz der Faktenlage handeln viele Anleger irrational. Warum?
- Kognitive Verzerrung: Menschen überschätzen systematisch ihre Fähigkeit, Muster in Daten zu erkennen. Top-Performance wirkt wie ein Versprechen.
- Mediale Verstärkung: Fonds mit guten Zahlen werden prominent platziert, erwähnt und empfohlen.
- Vertrieblicher Anreiz: Finanzberater zeigen selten Fonds mit schlechter Historie – sie verkaufen, was sich gut verkauft.
Dieses Verhalten führt zu Performance-Chasing – dem Versuch, durch Investitionen in vergangene Gewinnerfonds auch künftig überdurchschnittlich abzuschneiden. Doch genau das funktioniert in den meisten Fällen nicht.
5. Fonds mit Top-Performance sind oft Produkte des Zufalls
In der Finanzwissenschaft gilt: Ein Fondsmanager muss seine Kosten durch Überrendite wettmachen, um einen echten Mehrwert zu liefern. Die Realität: Kaum einer schafft das auf Dauer.
Studien wie „Luck vs. Skill“ von Fama & French zeigen: In den meisten Fällen ist Top-Performance schlicht Glück. Und Glück ist – per Definition – nicht wiederholbar.
Das bedeutet: Selbst wenn du heute einen „Gewinnerfonds“ findest, stehen die Chancen schlecht, dass er auch in Zukunft einer bleibt.

6. Was kannst du als Privatanleger besser machen?
Statt dich auf vergangene Top-Performer zu verlassen, lohnt sich ein langfristig robusterer Ansatz:
a) Indexbasiert investieren
Breit gestreute ETFs bilden Märkte ab – ohne den Versuch, sie zu schlagen. Damit entgehst du nicht nur dem Survivorship Bias, sondern sparst auch Gebühren und bleibst diszipliniert investiert.
b) Fokus auf Faktoren statt Fonds
Wissenschaftlich fundierte Strategien (z. B. Value, Quality, Size) bieten langfristig höhere Renditepotenziale als die Jagd nach Top-Fonds. Wichtig: breit streuen und Geduld mitbringen.
c) Keine Fonds nach Vergangenheitswerten auswählen
Wenn du dich doch für aktiv gemanagte Fonds interessierst, achte weniger auf Renditen – und mehr auf:
- Kostenstruktur
- Investmentprozess
- Risikomanagement
- Transparenz
7. Fazit: Lass dich nicht blenden
Fonds mit Top-Performance haben ihre Vergangenheit – aber keine Zukunftsgarantie.
Wer auf vergangene Gewinner setzt, tappt oft in die Fallen der Finanzbranche: Survivorship Bias, Performance-Chasing und selektive Darstellung.
Ein smarter Anleger schaut hinter die Kulissen, erkennt Muster – und investiert evidenzbasiert, kosteneffizient und breit gestreut.
Bilde dich weiter:
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