Warum aktive Fonds strukturell unterperformen

Viele Anleger glauben noch immer an das Versprechen aktiver Fonds: dass geschickte Manager mit Marktkenntnis und Analysen bessere Renditen erzielen als der breite Markt. Auch ich habe das lange gedacht. Ich war fasziniert von Managerporträts, Performance-Charts und Analystenmeinungen. Aber die Realität ist ernüchternd – und eindeutig belegbar: Aktive Fonds unterliegen struktureller Unterperformance.

Das ist keine Behauptung, sondern ein Ergebnis von jahrzehntelanger Finanzforschung und Marktbeobachtung. In diesem Beitrag zeige ich dir fundiert und verständlich, warum das so ist – und warum du als Privatanleger besser fährst, wenn du auf breit gestreute, passive ETF-Strategien setzt.

manager von einem aktiven Fonds

Die Gebührenschere – wenn Erfolg zu teuer wird

Einer der Hauptgründe, warum aktive Fonds unterliegen struktureller Unterperformance, sind ihre hohen laufenden Kosten.

In Zahlen aktive Fonds und ETFs:

  • Aktive Fonds in Europa kosten im Schnitt 1.5–2.0 % pro Jahr (Quelle: Morningstar, 2023)
  • ETFs kosten meist nur 0.1–0.25 %

Das klingt nach wenig – ist es aber nicht. Denn bei gleichem Marktzugang führen diese Gebühren langfristig zu einer massiven Renditedifferenz.
Wenn ein aktiver Fonds 2 % Gebühren kostet und ein ETF nur 0.2 %, brauchst du schon 1.8 % „Alpha“, also Mehrrendite, nur um gleichauf zu bleiben – jedes Jahr, über Jahrzehnte.

Der US-Ökonom William Sharpe hat das bereits 1991 in seinem Paper The Arithmetic of Active Management auf den Punkt gebracht:

„Vor Kosten erzielen aktive und passive Fonds im Schnitt dieselbe Rendite. Nach Kosten schneiden aktive Fonds schlechter ab.“


Können oder Glück? Die Grenzen menschlicher Prognosen

Ein weiterer zentraler Punkt: Selbst wenn Fondsmanager fähig sind – sie treten in einem Markt an, der voller anderer hochqualifizierter Profis ist.

  • Fondsmanager mit CFA, MBA, PhD, Bloomberg-Terminals und Research-Teams konkurrieren miteinander.
  • Bei jedem Kauf steht auf der anderen Seite ein ebenso informierter Verkäufer.
  • Nur einer von beiden kann richtigliegen – und beide zahlen Gebühren.

Studien wie jene von Mark Carhart (1997) zeigen: Die Unterschiede in der Performance lassen sich größtenteils durch Risikofaktoren und Zufall erklären – nicht durch wiederholbare Fähigkeiten.

Die bittere Wahrheit: Wer gestern gut war, ist nicht zwingend morgen besser. Und wenn du auf den falschen Fonds setzt, zahlst du drauf.


Erfolgsfalle: Wenn aktive Fonds zu groß werden

Nehmen wir an, ein aktiver Fondsmanager erzielt tatsächlich einige Jahre überdurchschnittliche Ergebnisse. Was passiert?

  • Anleger strömen in den Fonds.
  • Das Fondsvolumen explodiert – von Millionen auf Milliarden.
  • Der Spielraum für gezielte Investments schrumpft drastisch.
  • Der Fonds muss zunehmend marktähnlich investieren.

Ab diesem Punkt handelt es sich oft um ein sogenanntes Closet Indexing – also ein Fonds, der im Grunde wie ein Indexfonds aufgestellt ist, aber mit aktiven Gebühren.
Ein teurer ETF in Verkleidung.

Das Problem: Der einst erfolgreiche Fonds kann sich nicht mehr vom Markt absetzen, weil er zu groß und unbeweglich geworden ist.
Aktive Fonds unterliegen struktureller Unterperformance, auch weil sie ihrem eigenen Erfolg nicht standhalten.


Die Mathematik gegen das Stock Picking

Ein besonders unterschätzter Aspekt ist die ungleiche Verteilung von Aktienrenditen. Studien wie „Why Indexing Works“ (Heaton, Polson, Witte) zeigen:

  • Die Mehrheit der Aktien erzielt unterdurchschnittliche oder negative Renditen.
  • Nur eine kleine Minderheit – etwa 10 % – liefert überdurchschnittliche Gewinne.
  • Diese wenigen Gewinner treiben die Gesamtmarktperformance.

Beispielhafte Daten:

  • Globaler Aktienmarkt (1994–2016):
    • Ø Rendite: 7.3 % p.a.
    • Ohne die besten 10 % der Aktien: nur noch 2.9 %
    • Ohne die besten 25 %: sogar –5.2 %

Wenn ein Fondsmanager die Top-Performer nicht trifft, liegt seine Performance zwangsläufig unter dem Markt.
Die Wahrscheinlichkeit, alle Gewinner rechtzeitig zu erkennen, ist extrem gering – selbst für Profis.

Deshalb gilt: Stock Picking ist kein Plan – sondern ein Glücksspiel.


Die Statistik gegen aktive Fonds

Die SPIVA-Reports (S&P Indices vs. Active) belegen es Jahr für Jahr:
Ein Großteil der aktiven Fonds unterliegt passiven Benchmarks – weltweit, in allen Anlageklassen, über alle Zeiträume hinweg.

SPIVA Europe Report (2023):

  • Über 80 % der europäischen Aktienfonds schnitten auf 10-Jahres-Sicht schlechter ab als ihr Vergleichsindex.
  • In der Schweiz liegt die Quote ebenfalls über 75 %.

Und: Je länger der Zeitraum, desto schlechter das Ergebnis.

Der Grund ist einfach: Kosten, Konkurrenz, Timing-Risiken und Konzentrationsfehler machen langfristige Outperformance zur Ausnahme – nicht zur Regel.


Der bessere Weg: Breit, kostengünstig, passiv

Ich habe selbst viele Jahre gebraucht, um diese Erkenntnis zu akzeptieren.
Heute investiere ich rund 80 % meines Vermögens in ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio, das globale Märkte abbildet – kostengünstig, transparent und verlässlich.

Vorteile eines solchen Ansatzes:

  • Marktrendite statt Hoffnung auf Outperformance
  • Minimale Kosten
  • Automatische Streuung über tausende Titel
  • Kein Manager-Risiko
  • Einfaches Rebalancing

Wenn du einmal verstanden hast, dass aktive Fonds strukturell benachteiligt sind, ergibt sich die ETF-Strategie fast von selbst.


Fazit: Die Fakten sind eindeutig

Aktive Fonds unterliegen struktureller Unterperformance – nicht weil Manager unfähig wären, sondern weil das System ihnen im Weg steht:

  • Gebühren kosten Performance
  • Wettbewerb ist extrem
  • Erfolgsformeln sind nicht reproduzierbar
  • Die wenigen Gewinneraktien sind schwer zu treffen

Wer rational denkt, entscheidet sich früher oder später für passives Investieren.
Nicht weil es aufregend ist, sondern weil es funktioniert.


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Quellen:

Carhart, Mark M. „On Persistence in Mutual Fund Performance“. The Journal of Finance, Bd. 52, Nr. 1, März 1997, S. 57–82. DOI.org (Crossref), https://doi.org/10.1111/j.1540-6261.1997.tb03808.x.

Sharpe, William F. „The Arithmetic of Active Management“. Financial Analysts Journal, Bd. 47, Nr. 1, Januar 1991, S. 7–9. DOI.org (Crossref), https://doi.org/10.2469/faj.v47.n1.7.

Heaton, J.B., u. a. „Why Indexing Works“. SSRN Electronic Journal, 2015. DOI.org (Crossref), https://doi.org/10.2139/ssrn.2673262.

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