Einzelaktien Risiko statt Rendite?

Warum du diesen Artikel lesen solltest

Viele Anleger träumen davon, mit einer einzelnen Aktie reich zu werden. Doch genau dieser Traum kann zum Albtraum werden – vor allem, wenn man das Einzelaktien Risiko unterschätzt. Ich selbst habe diese Erfahrung gemacht und möchte dir zeigen, warum Einzelaktien eine echte Gefahr für dein Vermögen darstellen können – und wie ein breit diversifiziertes Portfolio dich davor schützt.

Einzelaktien Risiko

Die gefährliche Faszination einzelner Aktien

Das berühmte Zitat von Charlie Munger – „Diversifikation ist für den ahnungslosen Investor“ – wird oft falsch verstanden. Munger sprach nicht über Privatanleger mit normalen Kenntnissen, sondern über professionelle Investoren mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Viele Anleger halten Einzelaktien, weil:

  • sie bei einem börsennotierten Unternehmen arbeiten und Mitarbeiteraktien besitzen,
  • sie ein Start-up begleitet haben, das an die Börse ging,
  • oder sie stark auf bekannte Tech-Unternehmen setzen.

In allen Fällen entsteht ein gefährliches Klumpenrisiko.


Einzelaktien Risiko: Warum du auf breite Diversifikation setzen solltest

Die nackten Zahlen

  • 44 % aller Aktien im Russell 3000 verloren zwischen 1980 und 2020 über 70 % ihres Wertes – ohne sich jemals zu erholen.
  • Über 50 % aller US-Aktien schnitten langfristig schlechter ab als risikofreie US-Staatsanleihen.
  • Nur etwa 10 % der Aktien waren sogenannte „Mega-Winner“, die den Großteil der Marktrendite ausmachten.

Quelle: JP Morgan (The Agony and the Ecstasy), Bessembinder (2018).

Positive Skewness – das Kernproblem

Die Verteilung von Aktienrenditen ist positiv schief:
Nur wenige Aktien erzielen extreme Gewinne, während die Mehrheit Verluste macht oder unterdurchschnittlich abschneidet. Die Wahrscheinlichkeit, dass du zufällig eine dieser wenigen Gewinner-Aktien triffst, ist gering.


Einzelaktien tragen Risiken ohne Belohnung

Einzelaktien unterliegen dem sogenannten idiosynkratischen Risiko. Das ist firmenspezifisches Risiko, das nicht mit Marktwachstum, sondern mit individuellen Faktoren zu tun hat – etwa Managementfehler, politische Änderungen oder disruptive Konkurrenz.

Und das Problem:
Dieses Risiko wird nicht durch eine höhere erwartete Rendite kompensiert.

Beispiele für unvorhersehbare Risiken:

  • Politik: Änderungen bei Regulierungen
  • Makro: Rohstoffpreis-Schocks
  • Unternehmen: Skandale, Managementfehler
  • Markt: disruptive Innovationen, neue Wettbewerber

Diversifikation: Der wirksamste Schutz für dein Vermögen

Was Diversifikation bewirkt

Diversifikation bedeutet, Risiken auf viele Schultern zu verteilen – über unterschiedliche Branchen, Länder und Unternehmen. Dadurch wird das idiosynkratische Risiko eliminiert, ohne die erwartete Rendite zu senken.

Bekannt ist das Prinzip als:

Der einzige kostenlose Lunch an der Börse.

Wie viele Aktien sind genug?

Frühere Studien aus den 70er- und 80er-Jahren sprachen von 20 bis 30 Aktien. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch:
Erst ab rund 250 Einzeltiteln ist das Risiko-/Renditeverhältnis stabil genug, um mit dem Markt vergleichbar zu sein.

Quelle: Studie How Many Stocks Should You Own? (2022)


Warum Indexfonds oft unschlagbar sind

Indexfonds (ETFs) wie der MSCI World oder FTSE All World bilden tausende Unternehmen weltweit ab. Damit erhältst du automatisch die breite Diversifikation, die du als Anleger brauchst – mit minimalem Aufwand und geringen Kosten.

Im Gegensatz dazu schneiden:

  • über 50 % aller aktiv gemanagten Fonds schlechter ab als der Markt,
  • und Privatanleger mit Einzelaktien noch deutlich schlechter.

Psychologische Fallen: Warum viele Anleger trotzdem an Einzelaktien festhalten

Selbst wenn die Zahlen klar sind, fällt der Abschied schwer. Dafür gibt es gute Gründe – leider keine guten Ausreden.

Typische mentale Barrieren:

  • Familiarity Bias: Wir vertrauen Unternehmen, die wir kennen.
  • Illusion of Control: Wir glauben, Kontrolle zu haben, wo keine ist.
  • Status Quo Bias: Veränderungen machen uns nervös.
  • Dispositionseffekt: Wir halten Verlierer-Aktien zu lange, in der Hoffnung auf Erholung.

Wege aus der Einzelaktien-Falle

Wenn du stark konzentrierte Einzelaktienpositionen hältst, ist der Ausstieg oft eine Herausforderung – emotional wie steuerlich. Doch es gibt Strategien:

  • Mentales Reframing: Stell dir vor, dein Aktienwert liegt in bar vor dir. Würdest du ihn heute in dieselbe Aktie investieren?
  • Schrittweise Umschichtung: Über mehrere Monate hinweg ETF-Anteile statt Einzeltitel kaufen.
  • Spendenstrategie: Bei sehr stark gestiegenen Aktienpositionen kann die steueroptimierte Spende sinnvoll sein.

Mein persönliches Fazit

Ich habe selbst auf Einzelaktien gesetzt. Ich dachte, ich hätte den Markt verstanden. Heute weiß ich: Ich lag falsch.

Seit ich 80 % meines Vermögens in ein weltweites, breit diversifiziertes ETF-Portfolio investiere, ist mein Ansatz stabil, nachvollziehbar und beruhigend.
Keine heißen Tipps mehr, keine Klumpenrisiken – nur solides, langfristiges Investieren auf Basis von Fakten.

Wenn du langfristig Vermögen aufbauen willst, solltest du dir überlegen, ob du wirklich bereit bist, gegen die Statistik anzutreten – oder ob du lieber mit ihr arbeitest.


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